top of page
Perfect holidays are over and I am back

PAINT - LIVE - LOVE - REPEAT. Ein persönliches Interview.

RV: Welche ist Ihre früheste Erinnerung zum Thema Malerei?

CEH: Als Kleinkind musste meine Mutter oft Ostereier für mich zeichnen, mit vielen Mustern und Farben - egal ob Ostern war oder nicht. Ich schaute unglaublich gerne zu und wünschte mir immer, so etwas auch selbst zu können. Mit acht Jahren meldete mich mein Vater an der Musik- und Kunstschule in Philippsburg an. Eigentlich sollte ich Klavier lernen. Der Deal war: ich lernte Klavier, wenn ich auch den dortigen Zeichenkurs belegen durfte. Ich zeichnete Haute-Couture-Roben aus alten VOGUE-Magazinen ab und war immer sauer, wenn andere dies besser konnten.

Irgendwann sollte ich das Portrait von Dante Gabriel Rossetti abzeichnen. Mein Lehrer fand es sehr gut, meinte noch, das Gesicht sei zu blass, ich sollte doch ein wenig Leben auf die Wangen bringen. Also nahm ich einen Rotstift und verpasste Rossetti ein klares und dilettantisches Wangen- und Nasenrot. Herrlich. 

Herr S. schrie mich an: "Jetzt hast du´s versaut!" und trat beleidigt ab. Mir war das schrecklich unangenehm - ist es heute noch.

RV: Wie entwickelte sich Ihr Dasein zur freischaffenden Künstlerin?

Ich wollte Werbegrafik studieren und bewarb mich an der Hochschule für Gestaltung in Mannheim.

Ein einziger Professor "diagnostizierte" anhand der Mappe, dass ich doch noch gar keinen eigenen Stil entwickelt hätte und ließ mich durchfallen. Auch in meinem späteren Beruf wollte ich meine Kreativität nicht auf Dauer von einem Einzelnen bestimmen und beurteilen lassen. Das war der Beginn.

Ich studierte Kunstgeschichte in Heidelberg. Klar, reine Theorie, aber das Kunst-Wollen und das Kunst-Schaffen der Vergangenheit interessierte mich. Meine Professorin ermutigte mich, meine visuellen Fähigkeiten in die Praxis umzusetzen.

RV: Wie beurteilen Sie Ihren Stil?

CEH: Ich bemerke eine permanente Zerrissenheit. Aber in positiver Manier.

Meine unterschiedlichen Mentalitäten arbeiten immer mit. (Anm.: Carolin Herberger hat deutsch-tschechisch-ungarische Wurzeln). Ich kann mich nur schwer auf einen einzigen Stil einlassen. Ich liebe das Traditionelle, Folkloristische. Ich hänge am Kindlichen, Unbedarften. Ich mag das "Cleane", das Überladene, Chaos und Ordnung. Ich weiss nie, was ich morgen male. Das ist gut!

Es gibt auch Leute die sagen: Carolin, Du hast nie an einer Akademie studiert und hattest keinen promovierten "Stil-Influencer". Vielleicht liegt es daran. Aber das interessiert mich nicht.

RV: Was macht Ihre Malerei für Sie persönlich besonders?

CEH: Als Kind ist man fähig, sich völlig gedankenverloren einer Sache zu widmen.

Man spielt im Sand und ist im Hier und Jetzt. Die Situation des Spielens, die fühlt sich richtig an. So ein Gefühl verliert man im Laufe der Zeit, als Erwachsener. Aber ich erhalte es im Erschaffen von Kunst.  

Und wenn ich alles richtig gemacht habe, dann holen sich die Menschen meine Bilder nachhause in ihr eigenes Leben hinein. Das ist etwas Besonderes.

RV: Künstler gibt es viele und es wird immer weniger zeitgenössische Kunst gekauft. Welches Ziel haben Sie?

CEH: Jeder hat das Recht Künstler zu sein. Jeder darf entscheiden, was er kauft und was nicht.

Und das Ziel, das ich habe, hat nichts mit Kunst zu tun. 

 

RV: Social Networking - ist das was für Sie?

CEH: Absolut! Es ist das Hier und Jetzt. Leider und Gottseidank. Aber man muss die "Likes" zu deuten wissen. Es ist eine Illusion. Man hat Fans und Follower - die Meisten sind wahrscheinlich Opportunisten. Nichts bekommt man umsonst. Quid pro quo. Aber wenn man das weiß, ist es gut. Man muss "bei sich" sein. Dann kann auch ein "ge-fake"-tes Like glücklich machen. Die Künstlercommunity macht Spass. Sie ist authentischer. 

RV: Ein letztes persönliches Wort?

CEH: Die Zeit für uns Menschen ist begrenzt. Das sollte jeder wissen und als positiven Antrieb nutzen, egal was er tut. Unser Leben ist ein Wimpernschlag zwischen zwei Ewigkeiten und wir halten uns für so unglaublich wichtig. Sehr spirituell, ich weiß. Aber das ist die Wahrheit.

Moment.....ich mach´ kurz ein Selfie!

(Interview geführt durch M.V., 2017)

CAROLIN E. HERBERGER

ART

bottom of page